Samstag, 5. Mai 2012

Indonesien - Java - Yogyakarta und Borobudur

Beim folgenden Eintrag bleibe ich leider ein paar tolle Bilder schuldig, aber bis ich alle Bilder hochgeladen hätte, würden wahrscheinlich noch 2 Wochen vergehen!! Mein erster Weg in Indonesien führte mich nach Yogyakarta und schon am Flughafen merkte ich, dass ich von Singapur aus einen Schritt zurück machte. Auf einer Fläche von gefühlten 100 m² befand sich die Ankunfts"halle". Das bedeutete die Visastelle, Passkontrolle, Gepäckausgabe und Gepäckdurchleuchtung. Und wenn man hier mit den Passagieren eines ganzen Flugzeugs durch muss, kann es schonmal eng werden. Gleichzeitig hatte ich aber auch echt Glück, dass ich mir das Visa überhaupt holen konnte. Wahrscheinlich völlig abgelenkt durch die Inder, hatte ich in Singapur vergessen die US-Dollar, die ich mir extra für die Visa besorgt hatte, in mein Handgepäck zu tun. So hatte ich nur noch 37 Singapurdollar und wieviel Glück kann man bitte haben, wenn das Visa umgerechnet 36,60 Singapurdollar kostet?!!? Naja, mit dem öffentlichen Bus kam ich dann in die Innenstadt, in der ich direkt merkte, dass ich Yogya sicher nicht in mein Herz schließen würde. Laut, hektisch, überfüllt!!
Überall warten die Leute darauf die Touristen anzuquatschen, mit ihnen mitzulaufen, ihre neuen besten Freunde zu werden und damit zu nerven!! So war ich verdammt froh, als ich in meiner Unterkunft eine kleine Oase fand. Ein nettes Zimmer, nettes Personal, gutes Essen (wer hätte gedacht, dass ich in Indonesien die beste Pasta mit frischer Pesto essen würde, die ich je hatte) und zur Krönung ein kleiner Pool
Ab und zu muss man sich solchen Luxus auf Reisen auch gönnen. Und hier gibt es dass zu einem unverschämt günstigen Preis!! Nachdem ich am ersten Nachmittag nur im Hotel geblieben bin, machte ich mich am zweiten Tag widerwillig auf die Stadt zu erkunden. Direkt an der Straßenecke quatschte mich ein Typ an und ließ sich dann einfach nicht mehr abschütteln, auch wenn ich nicht wirklich mit ihm redete. Naja, im Endeffekt war es dann nicht gaaanz so schlimm, da er mich zu einem alten Wasserschloss brachte und mir immer wieder was zur Geschichte der Stadt erzählte. Danach brachte er mich noch zu seinem Cousin, der der mir anhand von typischen indonesischen, aus Büffelhaut hergestellten Puppen etwas über den indonesischen Glauben an Geister und die Natur erklärte. Da ich für den Tag dann aber genug hatte und mich mit den Typen auch nicht so richtig wohl fühlte, sagte ich, dass es mir nicht gut ginge und ging wieder zurück zum Hotel und verbrachte den Nachmittag am Pool.
Am nächsten Tag machte ich mich dann auf zu einem Zwei-Tages-Trip nach Borobudur. Schon der Weg zur richtigen Bushaltestelle stellte sich als schwierig heraus (man sollte an dieser Stelle anmerken, dass das Englisch der Indonesier nicht unbedingt das beste ist) und so war ich froh, als ich beim Bus auf zwei Amerikanerinnen traf, mit denen ich dann den restlichen Weg bis nach Borobudur antreten konnte. Bei der Suche nach einer Unterkunft landete ich am Ende bei Joko, der eine Unterkunft direkt am Eingang zum Tempel hatte. Er fuhr später mit mir zu Reisterassen in Selogryo. Schon allein der Weg dorthin, auf seinem Motorrad über die von Reisfeldern gesäumten Straßen, war einfach beeindruckend. Zwischendurch hielten wir noch an um Einheimischen bei einem "Spiel" zuzuschauen, was zu erklären zu schwierig wäre.
Wir schlenderten dann durch ein unglaubliches Panorama von Reisterassen und anderem Anbau zu einem kleinen Tempel in den Bergen.. alles erinnerte mich ein wenig an einen überdimensionalen Schrebergarten.
Abends brachte er mich dann in sein Dorf, welches für seine Töpferei bekannt ist. Dort traf ich auf seine Frau, deren Tochter und ihren Ehemann. 22 Jahre ist die Tochter, verheiratet und schwanger!!!!!! Aber wie Joko mir erklärte, heiraten hier die meisten kurz nach der Highschool und bekommen dann Kinder. Seine Frau machte uns eine fantastische Nudelsuppe und danach führte mich Joko ein wenig durch´s Dorf. Wir sagten dem Dorfvorsteher Hallo und schauten in der Töpferwerkstatt eines Freundes vorbei. Mit Töpferei verdienen hier die meisten der Bewohner ihr Geld. Am nächsten Morgen hieß es um 4:45 Uhr dann aufstehen, da Joko mit mir zu einem Berg fahren wollte, von dem man einen tollen Blick auf den Sonnenaufgang haben sollte, mit Borobudur im Vordergrund. Leider waren ein paar Wolken da, so dass der Sonnenaufgang nicht soo überragend war, aber allein Borobudur umgeben von Nebelschwaden war schon ein toller Anblick.



Danach machte mir Joko dann ein leckeres Omlette mit Schokobrötchen in seinem Dorf und fuhr mich danach wieder zur Unterkunft. Wenn man so früh aufsteht, ist so ein Tag verdammt lang und so schlief ich um 10 Uhr erstmal wieder ein, aber immerhin hatte ich um die Zeit, die ich normal aufstehe, schon mehr erlebt als sonst. Mittags machte ich mich dann auf den Tempel von Borobudur zu besichtigen. Dank Joko´s gefälschtem Studentenausweis kam ich als Laura Garland von der Nottingham University für die Hälfte rein. Er meinte ich solle einfach ganz selbstbewusst auftreten und obwohl ich für sowas sonst die falsche Person bin, scheine ich überzeugt zu haben. Der Tempel in seinem Terassenbau und mit seinen Statuen, Stupas und Reliefs war schon beeindruckend, wenn man auch immer wieder bedenkt, dass die Menschen im 9. Jh. so etwas errichtet haben.Während ich von dem Bauwerk fasziniert war, waren es die ganzen Asiaten scheinbar von mir. So oft, wie ich an diesem Tag gefragt wurde für Fotos zu posieren, möchte ich gar nicht wissen, wieviele Bilder von mir mit freudestrahlenden Asiaten in heimischen Fotoalben oder auf Facebook landen. An die 25 sollten es schon sein!!


Danach fuhr er mit mir noch zu einem Wasserfall, bzw. einer riesigen Felswand, an der übrall kleine Rinnsale bis hin zu eine großen Wasserfall herunterkamen. Hier aßen wir leckere Früchte, die wir vorher auf dem Markt gekauft hatten und genossen die Aussicht. Eine unglaubliche Sache muss ich noch erwähnen, die man kaum glauben kann, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Aber auf dem Weg zu dem Wasserfall überholten wir doch tatsächlich einen Mann der auf seinem Moped sage und schreibe 4 große hölzerne Bettgestelle transportierte!! Und ich leihe mir meine Freundin samt großem Van, nur um mein eines Bett von Ikea zu holen..!! Abends fuhren wir dann zu seiner Mutter, einer zuckersüßen 76 Jährigen, die uns Reis mir Gemüse kochte. Da es Zeit zum Beten war, war sie kurz darauf aber auch schon auf ihrem Weg in die Moschee. Nach dem Abendessen fuhren wir zurück ins Guesthouse um meine Sachen zu holen, da er mich eingeladen hatte, die Nacht bei seiner Familie im Dorf zu verbringen. Dort angekommen, holten wir erstmal die offizielle Erlaubnis beim Dorfvorsteher ein, welcher uns dann auch direkt einlud ein wenig mit ihm zu plaudern. Danach spielte ich Domino mit ein paar der Männer aus dem Dorf, die sich versammelt hatten um später zusammen Champions League zu gucken. Joko wollte mir dann noch ein Mädchen vorstellen, welches in der Schule Deutsch lernt. Bei all diesen Treffen bekam ich schwarzen Tee mit reichlich Zucker serviert. Ich bin zwar kein Teetrinker, erst recht nicht von schwarzem Tee, aber so übel war der gar nicht. Sie war zwar etwas schüchtern, ihr Vater redete dafür aber umso mehr und alles wurde tapfer von Joko übersetzt. Irgendwann fragte er mich dann (und ich konnte mein Lachen an der Stelle wirklich nicht zurückhalten), was denn das Geheimnis meines kräftigen Körperbaus sei?!?!? Bitte?!?!?!? Außer einem vom Lachen erstickten "I was born this way" brachte ich an der Stelle nicht viel mehr zu Stande. Er versuchte sich zu erklären, da es wohl wahrlich als Kompliment gemeint war. Die Indonesier sind nämlich in der Regel alle ziemliche Hämpflinge, selbst wenn sie trainieren. Und als ich, nicht zum ersten Mal seit ich in Borobudur war, von Joko übersetzt bekam, wie hübsch ich doch sei, glaubte ich ihm das dann auch. Denn generell stehen weiße, große Frauen bei den Indonesiern scheinbar hoch im Kurs. Nachdem ich dann mit Joko noch ein wenig Musik ausgetauscht habe, ging es dann auch ins Bett und ich war froh, dass sie mich ausschlafen ließen, wo doch seine Frau schon um 3:30 Uhr aufstand um Frühstück zu machen (was sie dann später vor ihrem kleinen Kiosk verkaufte) und Joko schon um 4 Uhr.
Nach einem leckeren Omlette besuchten Joko und ich dann einen Kindergarten und eine Grundschule. Ich unterhielt mich ein wenig mit den Lehrern über die Unterschiede zum deutschen Schulsystem. In der 4. Klasse machte ich ein wenig Englisch mit den Kindern und im Kindergarten, waren sie schon allein durch meine Anwesenheit beglückt. Und als ich erklärt bekam, dass die Kinder im Kindergarten schon mit 4 Jahren das Lesen und Schreiben lernten, weil ihr Eltern das so wollten, war ich froh in meiner Kindergartenzeit noch spielen und malen zu dürfen und "Schule" lediglich mit meiner Schwester an der heimischen Tafel gespielt wurde.
Nach einer lautstarken Verabschiedung, ging es mit Joko noch zu zwei kleineren Tempeln. Inzwischen hatten wir unsere Duette von "Wind of Change", "Forever young" und "You give Love a bad Name" schon perfektioniert und so kurvten wir wie immer summend, pfeifend und singend durch die Straßen. Einer der beiden Tempel war umgeben von Reisfeldern, auf denen 3 Frauen gerade dabei waren Reis zu pflanzen. Immer darauf bedacht mir neue Erfahrungen zu bieten, fragte er die Frauen, ob ich ihnen helfen dürfte. Und so kam es, dass ich kurz danach knöcheltef im Schlamm stand und Reis pflanzte. Für das richtige Feeling gab mir eine der Frauen sogar ihren Strohhut und am Ende badankten sie sich für meine Mithilfe. Ich dagegen entschuldigte mich, falls ich ihre nächste Ernte versaut hatte, denn so richtig wusste ich nie wohin mit meinen Füßen und manche Ausaat wurde, so hatte ich das Gefühl, schon beim Einpflanzen vom Wasser weggespühlt. Aber es war wirklich ein Erlebnis, ein ziemlich schweißtreibendes zwar, aber ein Erlebnis!!!
Für das letzte "erste Mal" fuhren wir wieder zurück in sein Dorf und besuchten die Töpfrwerkstatt seines Freundes. Nach einer kleinen Vorführung und einiger Hilfe, hatte ich dann meinen ersten Becher sowie einen Kerzenhalter getöpfert!!! Zwar lachten alle während ich auf dem für indonesische Größe gefertigten Stühlchen hockte und demonstrierte wie doof man sich anstellen kann, aber gehässig war das in dieser Umgebung ganz sicher nicht gemeint und so lachte ich einfach mit!! Joko brachte mich dann noch zum Busbahnhof und sobald er mich verlassen hatte, hatten mich auch schon die Abzocker wieder.. von Joko gewarnt, beharrte ich im Bus aber auf meinem Preis und zahlte nicht das Doppelte, dass sie immer von den Touristen verlangen. Auf dem Weg zurück ins Chaos von Yogya, blieb mir dann nochmal genug Zeit mich über das stetige Interesse und die Nettigkeit der Dorfbewohner zu freuen, was doch einen ziemlichen Gegensatz zu Jogya bot, wo ich das Gefühl hatte als wandelnder Geldautomat zu dienen.





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